Mein Selbstverständnis als Therapeut

Mein Selbstverständnis als Therapeut
Als Traumatherapeut nach Peter Levine arbeite ich seit 2006. Ursprünglich verfolge ich mit meiner Teilnahme an der Ausbildung lediglich das Ziel, mich selber von den Folgen eines schweren Unfalls zu befreien. Diese Befreiung gelingt auch weitestgehend ziemlich schnell. Sehr bald aber bemerke ich, wie sehr mir die Auseinandersetzung mit der Therapie in vielfältiger Hinsicht hilft, Frieden mit diversen Aspekten meines Lebensweges zu schließen und gleichzeitig meine Handlungsfähigkeit in schwierigen Situationen zu verbessern.
Je mehr ich also persönlich profitiere, desto weniger kann ich ignorieren, dass ich diese Therapieform auch anderen Menschen anbieten möchte. Ich bin bis dahin sehr zufrieden und gut ausgelastet mit meiner Feldenkrais-Praxis und suche in keinster Weise ein neues Betätigungsfeld. Es ist vielmehr so, dass das Betätigungsfeld mich findet.

Ich fange an, traumatisierten Menschen, die ich im privaten oder beruflichen Umfeld treffe, Trauma-Therapie anzubieten. Die Ergebnisse sind für die Betroffenen so wertvoll, dass ich mich ermutigt fühle, die eingeschlagene Richtung weiter zu verfolgen. Sehr bald wird mir klar, dass die Feldenkrais-Methode und Peter Levines Trauma-Therapie sehr viele Gemeinsamkeiten aufweisen. Seit 2020 kommt als weiteres Werkzeug die “Biodynamische Cranio-Sakral Arbeit” hinzu.
• Alle drei Methoden helfen Menschen, deren Nervensysteme in Not oder “Unordnung” geraten sind, sich besser zu organisieren.
• Sie messen ihren Erfolg daran, dass die betroffenen Menschen handlungsfähiger werden, mehr Wahlmöglichkeiten bekommen und ihr Leben freier führen können. Freier in dem Sinne, dass sie mehr so leben, wie es ihrem tiefsten Inneren entspricht.
Mit dem Erkennen der Gemeinsamkeiten der Methoden wird mir klar, dass ich nicht dabei bin, ein neues Berufsfeld zu eröffnen, sondern dass mir die Trauma-Therapie und die Cranio-Sakrale neue Handwerkszeuge zur Verfügung stellen, um das, was ich auch vorher schon tue, in neuen Bereichen anzuwenden. Heute ist es so, dass ich meine Arbeit als Unterstützung von Menschen auf deren Lebensweg betrachte. Unterstützung, welche notwendig ist, wenn jemand auf seinem Weg in eine Sackgasse geraten ist oder durch zerklüftetes, unwegiges Gelände gehen muss. Dabei benutze ich dasjenige Handwerkszeug, welches zur momentanen Situation am besten passt.

Neben den vielen Techniken, welche ich in meinen Ausbildungen erhalten habe und der langen Erfahrung, mit diesen professionell umzugehen, verlasse ich mich in meiner Arbeit vor allem auf Folgendes: Auf meine persönliche Erfahrung, an vielen schwierigen Stellen meines Lebens zwar zunächst gestürzt, gescheitert und entmutigt gewesen zu sein, aber immer wieder aufgestanden und am Erlebten gewachsen und gereift zu sein. Daraus hat sich eine innere Haltung entwickelt, vor Krisen und starken Emotionen keine Angst zu haben. Ich empfinde es als tief befriedigend, Menschen in Bereichen ihres Lebens zu begleiten, in welche sie sich alleine nicht hineintrauen, sie zu ermutigen, sich dort gründlich umzusehen und dann gemeinsam wieder in die Gegenwart zurückzukehren und dort ein reicheres Leben fortzusetzen.

Gelegentlich werde ich gefragt, wie ich so viele Schilderungen von Leid ertragen könne. Meine Antwort darauf lautet, dass ich nach einer Therapie-Stunde nicht das geschilderte Leid in Erinnerung behalte, sondern es als Geschenk betrachte, bei der Befreiung von Leid dabei gewesen zu sein.